Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer hat gemeinsam mit dem sächsischen Ministerpräsidenten Michael Kretschmer das Deutsche Zentrum für Schienenverkehr in Dresden eröffnet. Auf der Gründungsveranstaltung Ende Mai stellte Scheuer auch das Bundesforschungsprogramm Schiene vor, das den inhaltlichen Rahmen für die Arbeit der neuen Forschungseinrichtung in der sächsischen Landeshauptstadt vorgibt.
„Die Schiene ist mehr als ein Stück Stahl auf einem Schotterbett“, sagte der Minister in einer Erklärung zur Gründung des Forschungszentrums. In Dresden sollen demnach künftig die Grundlagen für eine noch umweltfreundlichere, effizientere und moderne Bahn erarbeitet werden. Ziel sei es, Innovationen schneller zum Durchbruch zu verhelfen und damit das Bahnsystem attraktiver zu machen.
Die neue Denkfabrik wird bestehende wissenschaftliche Aktivitäten koordinieren, Forschungsaufträge vergeben und eigene Forschungsprojekte durchführen. Der sächsische Ministerpräsident Kretschmer verwies auf die Stärken des Wissenschaftsstandorts Sachsen, die der Arbeit des Zentrums zugutekommen sollen. So gebe es im Freistaat Kompetenzen in den Verkehrswissenschaften, der Digitalisierung und der Materialforschung. Umgekehrt werde auch die Region von der Ansiedlung des Bahnforschungszentrums profitieren, indem neue Arbeitsplätze und Chancen für Unternehmen entstehen, etwa durch Kooperationen.
Das ebenfalls im Mai vom Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur (BMVI) veröffentlichte Bundesforschungsprogramm Schiene gibt die Themenfelder vor, die in der Einrichtung in Dresden bearbeitet werden. Schwerpunkte sind Wirtschaftlichkeit, Nachhaltigkeit und Sicherheit, ergänzt durch die Querschnittsthemen Automatisierung, Digitalisierung, Migration und Recht.
Das Programm wurde auf der Grundlage des Koalitionsvertrags von Union und SPD formuliert und enthält einen Forschungsplan, der die Aktivitäten und Ziele in den einzelnen Themenfeldern benennt, sowie einen Überblick über die Beiträge aus anderen Ressorts der Bundesregierung, die ebenfalls Projekte mit Bahnbezug durchführen, darunter das Wirtschafts-, Bildungs- und Umweltministerium.
Der Geschäftsführer des Verkehrsbündnis Allianz pro Schiene, Dirk Flege, begrüßte die Eröffnung des Zentrums und die persönliche Teilnahme des Ministers als ein starkes Zeichen. Zugleich mahnte er den Bund, die finanziellen Mittel für Innovationen im Schienenverkehr bereitzustellen. „Was nützt die beste Schienenforschung, wenn die Erkenntnisse nicht umgesetzt werden können?“, so Flege, der darauf verwies, dass der Eckwertebeschluss für den Bundeshaushalt 2020 keine entsprechenden Mittel vorsehe, trotz des erneuten Bekenntnisses der Koalitionspartner zur Stärkung des Schienenverkehrs.
Die Bundestagsfraktionen von Union und SPD hatten sich Anfang Mai in einem gemeinsamen Antrag dafür ausgesprochen, der Schiene höchste Priorität einzuräumen. Darin fordern sie die Regierung unter anderem dazu auf, das Programm „Zukunft Schienengüterverkehr“ voranzutreiben und finanziell abzusichern sowie bis Herbst kommenden Jahres den angekündigten „Masterplan Schienenverkehr“ vorzulegen.
Das Bundesforschungsprogramm Schiene kann auf der Website des BMVI heruntergeladen werden.