Anfang der 1990er Jahre steckte der gesamte Eisenbahnsektor Deutschlands in einer tiefen Krise. In der Bundesrepublik hatte die Bundesbahn seit Jahrzehnten Marktanteile an die Straße verloren. Weil viele der Entwicklungen in diesem Zeitraum – etwa die Änderungen der Siedlungsstrukturen durch die zunehmende Suburbanisierung – extrem langfristig wirken, ist der Verlust dieser Marktanteile auch nicht mehr umkehrbar. Im Mix der Verkehrsträger hatte die Bundesbahn 1990 im Personenverkehr nur noch einen Anteil von 6 Prozent gegenüber 36 Prozent im Jahr 1950. Im Güterverkehr sank der Anteil gemessen an der Verkehrsleistung in demselben Zeitraum von 56 Prozent auf 21 Prozent. Die Reichsbahn hatte zwar wegen der geringeren Bedeutung des Kraftverkehrs in der DDR eine stärkere Marktstellung. Der Grund hierfür lag jedoch ausschließlich im Mangel an Alternativen, der durch die Maueröffnung beseitigt worden war. Jahrzehntelange Unterinvestition in die Eisenbahninfrastruktur, verursacht auch durch Materialknappheit, schränkte die Attraktivität der Schiene hier zusätzlich ein.
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Unternehmerische Neuausrichtung des Eisenbahnsektors versus regulatorische Anforderungen
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